Schachtaktik nach der Methode von Paul Gaffron
Seit 1964 erteilt Paul Gaffron Schachunterricht an Leipziger Schulen. Aus gesundheitlichen Gründen musste er seit 2000 kürzer treten, ist aber immer noch als Schachlehrer aktiv. Schon in den Anfängen seiner Tätigkeit als Schachlehrer wurde Paul Gaffron mit dem Problem konfrontiert, das auch heute noch alle Schachtrainer belastet: Was mache ich mit großen Gruppen (in seinem Falle sogar 40-50 Kinder), wenn ich keinen weiteren Trainer oder wenigstens einen erfahrenen Hilfstrainer zur Verfügung habe? Kümmert man sich um die talentierten Schüler intensiver, leidet die Mehrzahl der Kinder darunter und verliert das Interesse, stört meist auch den Unterricht. Kümmert man sich um die Masse der Schüler, langweilen sich die Talentierten und verlieren das Interesse am Schachspiel. Zusätzlich kann so auch noch ein aufsichtsrechtliches Problem entstehen.
Paul Gaffron hatte die Idee, die Kinder mit Aufgaben verschiedener Schwierigkeitsgrade zu beschäftigen. Er sammelte Aufgaben wo immer er welche finden konnte, verkürzte klassische Kombinationen auf 1- bis 2-zügige Mattaufgaben, wertete Bücher und Schachzeitungen aus. So entstand im Lauf der Jahrzehnte eine Sammlung von annähernd 5000 Aufgaben. Er ordnete die Aufgaben nach Motiven und Schwierigkeitsgraden und nahm gemäß dem pädagogischen Prinzip „vom Einfachen zum Schweren“ eine Systematisierung vor. Die Anfänger beginnen mit elementaren 1-zügigen Mattaufgaben mit minimalem Material. Allmählich steigt die Anzahl der verwendeten Steine, dann geht es weiter mit 2-zügigen Aufgaben, die wieder mit einfachen Konfigurationen beginnen, aber bald komplexer werden. Immer wieder sind Wiederholungen „eingeblendet“, damit die Basismotive der Mattbilder immer wieder „nachgeladen“ werden und so allmählich in Fleisch und Blut übergehen.
Die Schüler erhalten beim Training mit der Gaffron-Methode Aufgabenblätter mit je 6 Aufgaben pro Seite. Heute sind das Fotokopien, damals wurden die Blätter noch mit Diagrammstempeln von Hand erstellt. Die Schüler schreiben ihre Lösungen auf ein Lösungsblatt, das der Schachlehrer später korrigiert und die erzielten Punkte in eine Tabelle einträgt. Ein 1-Züger bringt 1 Punkt, ein 2-Züger 2 Punkte usw.
Die Aufgabenseiten in der Reihe „ABC der Schachtaktik“* entsprechen weitgehend den damals wie heute verwendeten Aufgabenblättern, nur dass sie mit Hilfe der Computertechnik einfacher und eleganter zu erstellen und anzuschauen sind. Jeder Schüler kann so individuell je nach seinem Talent und Vorwissen gefördert und gefordert werden und selbst sein Lerntempo bestimmen. Da nun ein Großteil der Kinder beschäftigt und damit ruhig gestellt ist, bleibt dem Schachlehrer mehr Zeit für die Arbeit mit einzelnen Gruppen und das aufsichtsrechtliche Risiko sinkt erheblich ab – Kinder, die sich auf die Lösung von Schachaufgaben konzentrieren, laufen nicht wild herum oder raufen sich. Durch Lösungswettbewerbe entstand für die Schüler ein zusätzlicher Anreiz. Interessant ist auch die Kombination von Schulturnieren und Lösungswettbewerben. Durch eine gemischte Wertung der beiden Bereiche konnten so Schwächen im praktischen Spiel (dem Schulturnier) durch Trainingsleistungen ausgeglichen werden, was natürlich bewirkt, dass gerade die leistungsschwächeren Schüler zum zusätzlichen Training angehalten statt wie sonst eher demotiviert werden. Der Phantasie sind in der Anwendung und Variation der Aufgaben keine Grenzen gesetzt.
Auch für Kinder im Vor- und Grundschulalter sind die einfacheren Gaffron-Aufgaben hervorragend geeignet und bilden die Basis für ihre Taktikschulung. Und Taktik ist für Anfänger das A & O, denn mit der Kenntnis der „Tricks“ können sie leicht (und motivierend!) zu Erfolgen kommen oder eben auch rechtzeitig Gefahren, die auf sie zukommen, erkennen und vermeiden.
Rund 5000 Schüler wurden im Unterricht mit der Gaffron Methode betreut. Eine weit überdurchschnittlich hohe Anzahl von ihnen erreichte ein beachtliches Spielniveau bis hin zur Oberligastärke oder gar zum FM Titel.
Wer die Grundlagen des Gaffron- Trainings, nämlich:
• Von einfachen Anfängen aus die Taktik entwickeln;
• Durch systematische Wiederholung das Erlernte festigen;
• In Wettbewerbsform das Training zu betreiben
in seinem Unterricht verwendet, kann sich sicher bald über die Erfolge seiner Schützlinge freuen.
Und durch die fleißige Vorarbeit von Schachfreund Gaffron ist es auch leicht, über eine riesige Materialsammlung zu verfügen. Ihm sei hier im Namen aller Schachlehrer ganz herzlich für seine Mühe und Arbeit gedankt.
Die Taktikreihen nach dieser Methode, Matt in 1 Zug und Matt in 2 Zügen, sind seit 2005 regelmäßig in unserer Zeitschrift vertreten.
Reihe „ABC der Schachtaktik“, Edition Euro Schach Dresden, empfohlen von der STIFTUNG DEUTSCHES SCHULSCHACH.
Herausgegeben vom Blauer Punkt Verlag in Zusammenarbeit mit dem JugendSchachVerlag.
Die Reihe „ABC der Schachtaktik“ besteht aus 15 Bänden.