Liebe Leserschaft,
Sonntagabend, Tagesschau um 20.00 Uhr, die Nachrichtensendung im Fernsehen. Es wird berichtet über die Fußball-Bundesliga und plötzlich wird ein Bild von Magnus Carlsen eingeblendet. Man ist in der Berichterstattung bei der Schachbundesliga angekommen. St. Pauli und die Nr. 1 der Welt machen es möglich. Im Fußball wie im Schach, St. Pauli kämpft darum den Abstieg zu vermeiden. Und bietet im Schach zumindest die Nr. 1 auf, was im Fußball nie möglich wäre. Und schon ist es eine Nachricht zur besten Sendezeit. Wunderbar!
Leider ist die Weihnachtszeit und der Jahreswechsel auch immer eine Zeit, in der von lieben Menschen Abschied genommen werden muss. Die Schachwelt trauert um Franz Jittenmeier, der die Schachseiten www.chess-international.com (Schach-Ticker) begründete und bis ins hohe Alter betraute. Ein Journalist, der auch vor einer kritischen Berichterstattung nicht zurückschreckte.
Ebenso müssen wir von Dr. Robert Hübner Abschied nehmen. Ich hatte die Freude ihn persönlich kennenzulernen, als ich in den neunziger Jahren eine Fördermaßnahme für junge Talente mit organisieren durfte. Getragen wurde das Förderprogramm von ChessBase. Junge Talente konnten Partien einsenden und anhand dieser wählte Robert Hübner, die aus seiner Sicht talentiertesten aus und trainierte sie in einzelnen Lehrgängen.
Es war eine wahre Freude ihm dabei zuschauen zu können. Er löcherte die Kinder mit Fragen und versuchte sie vom Pfad des Auswendiggelernten wegzubringen. Warum dieser Zug? Was bewirkt er? Warum nicht einen anderen? Weg von der erlernten Theorie hin zum eigenen Denken. Dahin wollte er die Talente bringen und brachte sie mit seinen bohrenden Fragen ziemlich ins Schwitzen.
Leider wurde das Förderprogramm bald eingestellt, denn verschiedene Jugendfunktionäre aus den Ländern meinten durch ihr Wissen über Tabellenplätze und Wertzahlen besser zu wissen, wer talentiert ist. Wer ist da schon Deutschlands Nr. Eins dagegen? Was für ein Irrglauben und was für eine Dummheit. Eine große Chance für den deutschen Nachwuchs ging so verloren.
Auch erinnere ich mich an ein anderes Erlebnis. In einem Bundessligakampf spielte der junge IM Stephan Berndt gegen GM Robert Hübner und bot ihm im Laufe der Partie zweimal Remis an. Dies erboste Robert Hübner und er brachte das deutlich zum Ausdruck. Am nächsten Tag morgens vor der Sonntagsrunde ging Robert Hübner auf den jungen IM zu und entschuldigte sich bei ihm für sein Verhalten. Er habe unterdessen die Partie analysiert und die Remisangebote erfolgten zu Recht. Was für eine menschliche Größe, die man äußerst selten von Top-Spielern erlebt, und die ein ganz anderes Bild von Robert Hübner zeichnet, als es sonst in der Öffentlichkeit von ihm gezeichnet wurde.
Ich wünsche allen ein schönes neues Jahr und weiterhin viel Freude an der Zeitung JugendSchach.
Viel Spaß und viel Erfolg mit und beim Schach!
Bleibt gesund und zuversichtlich!
Ihr / Euer Jörg Schulz
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