JugendSchach Ausgabe 03/2022

Das war doch ein schönes Schachspektakel in Berlin mit dem Grand Prix der FIDE. Weltspitze zum Anfassen in der Hauptstadt. Naja zum Anfassen dann doch nicht. Da war Corona dagegen und auch der Austragungsort. Der war zwar schön gelegen mitten im Zentrum an der Straße Unter den Linden. Aber von der Größe war er nicht so ausgelegt, dass er viele Zuschauer fassen konnte, von den teuren Eintrittspreisen mal ganz abgesehen. Und wie schon beim früheren Kandidatenturner kam man als Zuschauer auch nicht dicht an die Bretter, man schaute von oben von einer Empore den Spielern auf die Köpfe. Und an Service für die Zuschauer hatte auch wieder keiner gedacht. Man wünscht den Organisatoren, dass sie mal bei der zentralen Endrunde der Schachbundesliga in Berlin vorbeischauen. Da hätten sie dann selbst erleben können, wie zuschauergerechtes Schach organisiert wird!

Für uns alle war der Grand Prix aber doch ein Top-Ereignis und fesselte uns an die Laptops und Bildschirme. Wie sagte doch ein Kollege, der mitten im Prüfungsstress für sein Examen sitzt auf die Frage, wie es mit der Vorbereitung läuft. „Ganz gut, wenn mir der Grand Prix die Zeit dafür lässt!“ Denn mit Vincent Keymer war der derzeitige Topspieler aus Deutschland im Teilnehmerfeld. Und er wird noch einmal bei der zweiten Auflage in Berlin am Brett sitzen. Das Medieninteresse an Vincent war groß. Er fällt aus dem Rahmen der Top-Spieler heraus. Jagen die einen den Rekord des jüngsten GM auf der Welt, verabschieden sich frühzeitig von der Schule, so wurde Vincent behutsam aufgebaut und steigerte sich über die zurückliegenden Jahre kontinuierlich Schritt für Schritt. Daneben betreibt er seinen Ausgleichsport, besucht die Schule, hat andere Hobbys und seine Vorbereitung auf dieses Top-Turnier bestand in den schriftlichen Abiturprüfungen, die er in den ersten Monaten dieses Jahres ablegen musste. Das erinnert mich an Arik Braun, der mal sagte, ihm sei es wichtiger von seinen Mitschülern als guter Fußballspieler anerkannt zu werden als ein guter Schachspieler.

Vielleicht führt dieser Weg nicht bis zum Weltmeister. Aber das klappt ja bei allen anderen nur auf Schach Fixierten auch zumeist nicht. Was aber klar ist, wenn es mit der Schachkarriere nicht klappen sollte, dann hat man immer noch seine sehr gute Basis an Schulbildung, die einem alle Wege öffnet. So kann man ungezwungen seinen Weg im Schach gehen, kann jederzeit die Bremse ziehen, wenn einem das Schachleben nicht mehr gefällt, oder man etwas anderes ausprobieren möchte. Ein Weg, der von der Deutschen Schachjugend favorisiert und den Jugendlichen empfohlen wird. Ich weiß, mit der Brille des nur den Leistungssport Sehenden ausgestattet, wird es andere Empfehlungen geben. Aber das unterscheidet uns eben als Jugendverband von diesen.

Und trotzdem, wir begleiten aufgeregt, Daumen drückend und jeden Erfolg feiernd den Schachweg von Vincent und werden das auch Ende März wieder tun, wenn er zum zweiten Mal in den Grand Prix eingreift.

In den Kaiserhöfen, so heißt das alte Gebäude, in dem der Austragungsort liegt, soll im Anschluss an die Grand Prix Turniere dauerhaft ein „World Chess Club“ entstehen, wie es ihn bisher nur in Moskau gibt. Doch fragt man bei der Organisation World Chess nach, erfährt man darüber nichts Näheres. Also abwarten und hoffen, dass das zumindest eine gute, erfolgreiche Sache wird und keine zerplatzende Seifenblase.

In diesem Sinne und bis zum nächsten Grand Prix viel Spaß mit dieser Ausgabe! Das wünscht wie immer

Ihr / Eurer Jörg Schulz

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