Geschafft! Die größte Schachveranstaltung in Deutschland mit einem sehr umfangreichen Programm, die Deutschen Jugendmeisterschaften, liegt hinter mir. Doch zur Ruhe kommt man nicht. Direkt eine Woche später stand das Finale des großen Schulschachturnieres „Yes2Chess“ von Barclaycard und Deutscher Schachjugend an.
Und da habe ich zwei Erlebnisse gehabt, wie sie unterschiedlicher nicht sein können:
Bei der Deutschen Kinder- und Jugendmeisterschaft wird das Klima immer nervöser und aufgeregter, was sich daraus ableiten lässt, dass der Betrug im Schach leider immer größere Kreise zieht. Vor allem der Betrug mit elektronischen Hilfsmitteln. Und leider ist nicht zu erkennen, dass sich die Verbände, Turnierveranstalter dagegen stemmen und mit Fairplay-Aktionen dagegen angehen. Die Deutsche Schachjugend kämpft da einen recht einsamen Kampf. Bei der DEM jedenfalls war zu beobachten, dass sich übernervöse Eltern am Ausgang des Turniersaales aufbauten und den Weg zu den Toiletten kontrollierten. Es wurden Strichlisten angelegt, wie oft denn Kinder der DEM U10 auf die Toilette gehen. Mit diesen Strichlisten ging man dann zu den Schiedsrichtern und meldete an, dass man gerade einen echten Betrug aufgedeckt habe. Dass Kinder viel trinken, meist von ihren Eltern dazu angehalten, und durch die starke Anspannung und Nervosität öfter zur Toilette gehen müssen, wird dabei außer Acht gelassen. Nein, es kann sich nur um Betrug handeln! Und wenn sich dann Schiedsrichter gezwungen sehen, Kinder im Alter um die 10 Jahre aufzufordern ihre Taschen zu leeren, dann haben wir ein Niveau im Kinderschach erreicht, dass man nur noch als abschreckend bezeichnen kann.
Wir alle müssen uns aufgerufen fühlen, gegen diese Art unseren Sport auszuüben, anzugehen.
Wie anders dann das Erlebnis in Hamburg beim Finale „Yes2Chess“. Immerhin, es ging bei den Schulschachduellen der acht Mannschaften um eine Reise zum Europafinale nach London. Kein alltäglicher Preis. Doch was machten die Betreuerinnen Christel Klieforth und der Betreuer Heiko Schlamm vom Käthe-Kollwitz-Gymnasium? Sie blieben vollkommen ruhig und entspannt, zumindest äußerlich. Sie bereiteten die Kinder auf den Kampf vor. Da kam es auch schon mal zu einer deutlichen Ansage. Dann wurden zu Beginn des Kampfes noch ein, zwei Fotos geschossen und danach setzte man sich gemütlich zu einigen Gesprächen auf die Außenterrasse und überlies das Schachspielen den Kindern. Die Mannschaftsführung hatte eh ein Kind aus der Mannschaft zu übernehmen. Die Kinder gingen raus und berichteten von den Partien. Es gab Lob und Trost von den beiden Betreuern.
Ich hätte beiden am liebsten einen großen Sonderpreis für vorbildliches Betreuerverhalten gegeben. So sollte eine verantwortungsvolle Betreuung aussehen. Und wer wann auf die Toilette ging, interessierte auch nicht.
Das Ist Schachsport für Kinder, mit Kindern, von Kindern. Ach wäre es doch immer so! Und wären doch die Toilettenstrichlistenführer die elendige Ausnahme!
Ich wünsche allen entspannte Turniere mit Erfolg und viel Spaß und den Lesern viel Vergnügen mit dieser Ausgabe JugendSchach!
In diesem Sinne grüßt herzlich
Ihr / Euer Jörg Schulz
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