JugendSchach Ausgabe 08/2024

Liebe Leserschaft,

und wieder zieht uns der Fußball in seinen Bann, zumindest all diejenigen, die über den Schachtellerrand schauen. Es gibt natürlich auch die anderen, die egal was passiert, welche Ereignisse gerade anstehen, ihre Schachveranstaltungen und Sitzungen planen, ansetzen und mit Unverständnis darauf reagieren, wenn sie zu hören bekommen, aber da spielt doch Deutschland bei der EM!

Eigentlich stehen ja die elf Fußballvirtuosen auf jeder Seite im Mittelpunkt des Geschehens und des Interesses. Und doch am Ende redet man oft nur über die Entscheidungen des Schiedsrichterteams, früher über die auf dem Platz, nun auch über die in den Videokellern. Sie brachten uns um das Sommermärchen 2.0, sie waren schuld an der Niederlage Hollands gegen England. Natürlich ein „deutscher Schiedsrichter“, der hat uns verpfiffen, hört man aus dem orangenen Fanlager.

Da lob ich mir doch den Schachsport. Da steht immer noch die Leistung der Sportler im Mittelpunkt und die Schiedsrichter spielen überhaupt keine Rolle. Auch wenn sie das natürlich ganz anders sehen und sich für den Nabel des Sports halten und als einzige im Team der Turnierverantwortlichen Geld für ihr Tun verlangen, und das meist sehr energisch!

Zum Glück kommen wir ohne Schiedsrichterpfiff, ohne Videobeweis aus. Matt ist halt Matt!

Und doch denkt man an die berühmte Partie von Kasparow gegen J. Polgar, spielte der Videobeweis da nicht eine große Rolle? Ja, im Nachhinein als alles vorbei war, konnte man sehen, dass Kasparow sich an die elementare Grundregel „berührt ist geführt“ nicht gehalten hatte trotz all seiner Beteuerungen, dass da nichts war. Da hätte der Schiedsrichter ihn gebrauchen können den Videobeweis.

Eine Parallele zwischen Fußball und Schach gibt es dann doch. Die Wunderkinder. Im Schach trifft man ständig auf neue Wunderkinder, gerade hört man von neuen aus England. Im Fußball sind sie nicht so häufig. Doch diesmal bei der EM verzückt ein Wunderkind uns alle, der noch sechzehnjährige und während der EM 17 gewordene Spanier Lamine Yamal, der mit einer faszinierenden Leichtigkeit spielt. „Ich denke nicht lange nach, ich will nur Spaß haben auf dem Platz!“ Tja im Fußball geht das, im Schach leider nicht. Das mit dem Spaß schon, nur das andere nicht.

Und wenn wir uns vom Finale erholt haben und entspannen wollen, dann steht der nächste sportliche Höhepunkt an. Die olympischen Spiele in Paris. Leider ohne Schach, aber dafür mit Schiedsrichtern und Wettkampfrichtern, Videobeweisen und allem drumherum. Da weiß man dann wieder, wer schuld an den Niederlagen ist. Beim Schach leider immer nur wir, die den letzten Fehler gemacht haben.

In diesem Sinne, liebe Leserschaft macht immer den vorletzten Fehler! Ich wünsche allen weiterhin viel Spaß am und mit Schach und viel Erfolg!

Bleibt gesund und zuversichtlich!

Ihr / Euer Jörg Schulz

 

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