JugendSchach Ausgabe 09/2023

Hat etwa der Wettergott JugendSchach gelesen? Er ließ auf den hitzigen Juni einen verregneten, kühlen Juli folgen. Und genau da fand das Sommerlager der Deutschen Schachjugend als Zeltlager statt. Und trotz des vielen Regens, die Kinder und Jugendlichen hatten ihren Spaß und haben eine tolle Woche erlebt. Es fand ja auch im Norden Deutschlands statt, und da heißt es ja bekanntlich, es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung.

Jetzt hat die MeToo-Bewegung also auch den Schach-sport erreicht. In einem offenen Brief klagten vierzehn französische Schachspielerinnen das Verhalten der männlichen Schachspieler an und schnell wurden aus den vierzehn Frauen siebzig Frauen, die unterschrieben. Und es werden weitere folgen. Viel zu lange wurde geschwiegen und abgewiegelt. Die Deutsche Schachjugend versuchte oft genug in den zurückliegenden Jahren das Thema beim Deutschen Schachbund zu platzieren. Doch vergebens. Mobbing gegen Frauen, sexuelle Übergriffe so was gibt es im Schachsport nicht, war die Antwort. Eine einfache Antwort, negieren statt hinzuschauen und zu handeln.
Erst kürzlich vor wenigen Wochen fand ein Vorbereitungslehrgang des DSB auf internationale Meisterschaften für die Jugend statt. In einem Viererzimmer wurden eine Mutter mit ihrer Tochter zusammen mit einem Vater und seiner Tochter untergebracht. Natürlich ohne Zustimmung der Betroffenen. Sie wurden erst gar nicht gefragt. Eine Gedankenlosigkeit? Ja so kann man es wohlwollend nennen. In Wirklichkeit ist es aber ein Unding, eine Unmöglichkeit, die jeder verantwortungsbewusste Offizielle verhindern muss.
Unwidersprochen blieb auch in einem Bericht auf der DSB-Homepage über eine internationale Jugendmeisterschaft der vorwurfsvolle Satz, dass der Junge in einer Verlustpartie einen Mädchenzug gespielt hätte. Dabei steht bei solchen Artikeln zumeist der Satz darunter redaktionell überarbeitet.
Und schaut man sich die Bebilderung in der medialen Berichterstattung von internationalen Schachturnieren an, so findet man dort viele Fotos weiblicher Schachspielerinnen. Und dabei geht es den männlichen Fotografen nicht um das Schachliche, vielmehr stehen der Ausschnitt und das Aussehen der Frauen im Vordergrund.
Das Bundesinnenministerium des Bundes zwingt die Spitzenverbände des Sports, wollen sie weiter eine Förderung des Bundes erhalten, sich der Thematik Prävention anzunehmen. Also tun sie es auch und so veröffentlichte der Deutsche Schachbund auch schnell eine Stellungnahme zum offenen Brief und der Medienberichterstattung über #MeToo im Schach.

Doch Prävention und die Wertschätzung aller Geschlechter findet nicht auf dem Papier und in Sonntagsreden statt sondern im täglichen Schachleben. Und da ist es noch ein weiter Weg, den der Schachsport zu gehen hat.
Wie sagte doch ein führender Schachfunktionär auf einer Versammlung des DSB über die Rolle der Frauen im Schach? „Man braucht Frauen im Verein, denn irgendwer muss sich ja um den Tresen und die Versorgung am Spielabend kümmern.“

Ich will aber nicht enden ohne positive Nachrichten vom Schach. Ganz Schachdeutschland fieberte beim FIDE World Cup mit Vincent Keymer mit, als der die erste von zwei Partien gegen den Weltbesten Magnus Carlsen gewann. Dass er man Ende doch noch verlor, geschenkt. Aber es war ein großer Moment für das deutsche Schach. Und nicht vergessen, Vincent ist erst 18 Jahre alt, also noch Jugendlicher.

Ich wünsche der Leserschaft einen sonnigen Restsommer und natürlich viel Spaß mit Jugendschach. Und vor allem habt weiterhin viel Spaß beim Schach.

Bleibt gesund und zuversichtlich!

Ihr / Euer Jörg Schulz

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